Wer ist der Beste im ganzen Land? Stromanbieter-Siegel auf dem Prüfstand
Der Stromtarif sollte nicht nach aktuellen Tests oder Trends ausgesucht werden, sondern individuell und zum Energiealltag passend.
Ein wechselwilliger Energieverbraucher weiß vermutlich aufgrund von Erfahrung oder Recherche ziemlich schnell, was ihm bei einem Tarif wirklich wichtig ist. Wird Wert gelegt auf einen günstigen Online-Tarif, eine stabile Grundversorgung oder einen Tarif, der das Siegel 100% Ökostrom trägt?
Schnell ist es möglich, eine große Auswahl an geeigneten Anbietern auszumachen, die vermutlich sogar allesamt sehr überzeugend sind. Abgesehen von aller Überzeugungskraft großer Marken, sollten aber die Tarife zum Leben passen. Was bringt z.B. ein flexibler Tarif von Stromio, wenn ein günstiger Pakettarif von Idealenergie viel besser die Bedürfnisse erfüllt? Was nützt das Festhalten an einem Langzeittarif vom Grundversorger, wenn der Nutzer lieber flexibel bleiben möchte und diese Flexibilität bei einem Anbieter wie z.B. Meisterstrom findet? Im Anschluss an diese Überlegungen stellt sich die Frage: Welche Orientierungsmöglichkeiten werden den Verbrauchern geboten? Was zertifizieren die gängigen "Trust-Elemente", Siegel und Zertifikate?
Wer testet was?
Die unterschiedlichen Test-Institute legen ihre Schwerpunkte unterschiedlich. Stiftung Warentest hat mit der Sonderausgabe Stiftung Finanztest unter anderem untersucht, ob sich der Stromanbieterwechsel wirklich rechnet. Die Magazine Wirtschaftswoche und FOCUS Money fertigen regelmäßige Vergleichsstudien zu den deutschen Stromanbietern an. Diese sind auf bestimmte Regionen begrenzt, vergleichen ganz Deutschland oder beleuchten das Tarifsystem bei Normal- und Ökotarifen in Bezug auf Kundenservice und Internetauftritt.
Viele Online-Vergleichsseiten verleihen zudem ihre eigenen Siegel und Auszeichnungen: Check24.de führt Stromanbieterstudien zu Vertragsbedingungen und Service durch, Stromtipp.de prüft die beliebtesten Anbieter Deutschlands und Verivox.de nimmt die Vertragsbedingungen zur Strombelieferung genau unter die Lupe. Neben all den Vergleichen und Studien zur Kundenzufriedenheit, bleibt aber die Frage, wer prüft, ob die Stromanbieter die gesetzlichen Vorgaben und Regelungen erfüllen?
Welche Siegel sind vertrauenswürdig?
Eine explizite Betrachtung erfordert insbesondere der Begriff Ökostrom. Ökostrom ist kein gesetzlich geschützter Begriff. Es wurden von der Marktseite her verschiedene Siegel eingeführt, um die Situation für die Verbraucher transparenter zu gestalten. Die wichtigsten Gütesiegel, die die Umweltverträglichkeit der Stromproduktion garantieren, sind die Label vom TÜV. Aber selbst hier gibt es kein einheitliches System.
Es wird unterschieden zwischen dem Nord- und dem Süd-Siegel. Der TÜV Nord garantiert mit seiner Auszeichnung, dass der Strom zu 50% aus erneuerbaren Energiequellen stammt und dass der Ausbau der erneuerbaren Energien Teil des Geschäftsmodells ist. Der TÜV Süd bietet verschiedene Abstufungen an, um den Nachweis für Ökostrom zu zertifizieren, diese beziehen sich z.B. auf den Prozentsatz des Ökostroms, der aus neueren Kraftwerken stammt. Nun könnte der Verbraucher vermuten, dass Ökostrom aufgrund der Quellen und des Zertifizierungsverfahrens auch immer ein wenig teurer ist - dass dies aber nicht der Fall sein muss, zeigen Ökostromanbieter wie z.B. Immergrün.
Weitere Label für den "grünen Strom"
Zwei wichtige Label liefern die Voraussetzungen dafür, dass der Strom 100 % Ökostrom ist. Diese sind das Grüner Strom Label und das Ok Power Label. Hier sind die Kriterien für die Vergabe ungleich strenger als beim TÜV: Ein Ökostromanbieter mit Grüner Strom Label muss je Kilowattstunde einen festen Betrag in den Ausbau der Ökostromerzeugung investieren. Weitere namhafte und seriöse Zertifizierungsmöglichkeiten bieten die privaten Zertifizierungsinstitute OnmiCert und EcoTopTen.
Wo kann ich mir weitere Informationen holen?
Dokumentiert werden Veränderungen im Strommarkt und Trends bei den Verbrauchern z.B. durch Statista.de. Das Statistik-Portal bietet viele verlässliche Infografiken zum Thema an. Auch das Deutsche Institut für Service-Qualität (DISQ) - ein privatwirtschaftliches Marktforschungsinstitut - testet regelmäßig den Service der Anbieter. Hier zeigen sich die Unterschiede im Kundenservice ziemlich deutlich. Das DISQ bietet eine wichtige Orientierungsmöglichkeit bei der Stromanbieterwahl. Auch der Bund der Energieverbraucher bemüht sich um Transparenz und Entscheidungshilfen. Ein Preis- und ein Service-Index sollen den überforderten Stromkunden helfen.
Die DtGV, die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien, sortiert Anbieter und Tarife übersichtlich. Hier werden die Stromanbieter in gleich vier Kategorien (Konditionen, Service, Angebotsumfang und Internetauftritt) mit unterschiedlicher Gewichtung getestet und bewertet. Welchen Stromanbietern Sie vertrauen wollen, sollten Sie nach umfangreicher Recherche entscheiden. So kann die Wahl auch entgegen einer Top-Platzierung in den neuesten Vergleichstests ausfallen.
Die Wahl des Stromtarif sollte nicht nach aktuellen Tests oder Trends ausgesucht, sondern individuell von jedem Kunden entschieden werden. Nur wenige Anbieter bemühen sich um eine solche Individualität wie es z.B. Idealenergie oder Meisterstrom vormachen. Sie bieten ihren Kunden wirklich individuelle Tarife, die sich dem Leben der Verbraucher anpassen und Wert auf flexiblen Service legen.